Auch der bekannten Kirche in der Innenstadt hatte sich Erich Olbrich bereits gewidmet. Was er hierzu in Erfahrung bringen konnte ist ebenso interessant, wie der erst kürzlich erschienene Blogpost über die „Buchbindergasse 2“ durch sein Zutun. Seine Recherchen gehen dabei bis in das 18. Jahrhundert zurück, als von einem großen Bauboom die Rede war. Zu Zeiten, als das Markgrafenpaar Friedrich und Wilhelmine in Bayreuth regierten, liefen die Planungen und Bauarbeiten für Schlossanlagen auf Hochtouren. Auch die Kirchengemeinden ließen sich davon inspirieren. Die in Kulmbach ohnehin bis dato nur notdürftig sanierte Spitalkirche sollte davon profitieren. Es wurde Zeit für einen Neubau.
Johann Christoph Silchmüller war es, der bereits 1737 dafür gesorgt hatte, dass die Planungen im Hintergrund hierfür bereits in vollem Gange waren. Johann Georg Hoffmann war sein passender Gegenpart für dieses Unterfangen, denn als tüchtiger Stadtbaumeister und Ratsherr hatte er mit dem Bau der Seibelsdorfer Kirche schon ausreichend Erfahrungen sammeln können. Auch wenn dieser mit den Planungsarbeiten auf Papier den Überlieferungen nach wohl so seine Schwierigkeiten hatte, konnte Johann Georg Hoffmann dennoch in der Praxis mit ordentlichen Proportionen umgehen und erschuf so ein ansehnliches Baugefüge, welches wir noch heute im Herzen unserer Stadt bewundern können.
Was uns ebenfalls hinterlassen wurde, ist eine interessante Inschrift zum Hof der Spitalkirche gerichtet. Über dem nördlichen Portal ist die „Bautafel“ noch immer erhalten. Die Inschrift in Fraktur ist dort nach wie vor erkennbar. Doch im Gegensatz zu jener Inschrift, welche der Straße zugewandt ist, wurde eben diese nicht in Latein für die Nachwelt in Stein gemeißelt.
Hier weißt Erich Olbrich auf die Gegebenheit hin, dass die unteren Zeilen ein Chronostichon, sprich ein Rätsel aus der Zeit des Baues bilden. Die hervorgehobenen Buchstaben ergeben in römischen Zahlen gelesen die Jahreszahl 1738. Die Schriftart hingegen ist eine im Spätmittelalter gebräuchliche, gotische Schrift. Diese wird auch „Bastarda“ genannt. Im Laufe des 14. Jahrhunderts wurde sie zur Kanzleischrift entwickelt. Ursprung war das Bedürfnis nach einer zum einen flüssig schreibbaren, aber auch ästhetisch ansprechenden Schrift für Dokumente. Im 15. Jahrhundert dominierte sie das gesamte Schriftwesen. Nach Einführung des Buchdrucks bildete diese ebenso die Vorlage für später verwendete Drucktypen.
Es bleibt spannend, mit welchen Zeitzeugen wir noch heute in unserem Alltag konfrontiert werden. Dank interessierten und heimatverbundenen Mitbürgern wie Erich Olbrich haben wir zum Glück ausreichend Möglichkeiten uns dessen bewusst zu werden und stolz darf ich euch seine Worte auch in meinen Blogbeiträgen wiedergeben.
** Photos by Erich Olbrich **
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