Es ist nun schon ein Weilchen her, da habe ich den stadtbekannten Maler Nicki Lang getroffen. Wie wohl jeder von uns kenne auch ich seine umwerfenden Bilder und bin immer wieder aufs Neue fasziniert, wie er das nur schafft so viel Präzision und Energie auf die Leinwand zu bringen. Um aber auch ein Gespür für den Menschen an sich hinter diesen Kunstwerken zu bekommen, schrieb ich ihn einfach einmal an und fragte, ob er für meinen Blog bereit wäre sich auf ein Interview mit mir zu treffen. Ich bekam mein „go“ und wir fanden rasch einen Termin. Tatsächlich etwas nervös traf ich ihn noch im August bei Ingeborg Düreth im Café Schoberth und lernte Nicki einmal persönlich kennen.
Der gebürtige Annaberger zog mit zwei Jahren bereits nach Kulmbach und findet durch seine Wurzeln und Wahlheimat somit immer wieder neue und beeindruckende Motive, um seine Schichtmalerei auf noch unbemalte Leinwände zu bringen. Aktuell befasst er sich sogar noch mit der 2019 begonnenen „Annaberg-Serie“ und wird sie voraussichtlich in diesem Jahr vervollständigen. Ca. 15 Gemälde wird diese Sammlung beinhalten und so Corona will, werden wir auch diese eines Tages bewundern dürfen. Nickis Wurzeln erklären also, woher seine Ideen und Motive stammen. Bei uns vor allem bekannt sind wohl jedoch die Werke, welche er unserer schönen Stadt Kulmbach gewidmet hat. Mein persönlicher Liebling derzeit ist „Kulmbach gewürfelt“, oder wie er selbst es nannte „KULMBACHER BIZZARIA“. Es wirkt spielerisch und durchdacht gleichermaßen, wie Nicki unsere populärsten Bauten und bekanntesten „Stadtgesicherter“ in nur einem Bild vermengte. Doch was mich tatsächlich daran so fasziniert ist dieses unglaubliche Talent, welches offenbar dahintersteckt.
„Seit wann malst du eigentlich, denn hinter diesem Talent steckt doch sicherlich auch sehr viel Übung?“ Auf diese Frage hin überlegte der ebenfalls 30-Jährige eine Weile. „Eigentlich schon immer“, war Nickis Antwort. Zwar schrieb ich mir: „Mit ca. fünf Jahren begonnen“ auf, doch ich verstehe sein Zögern. Sicherlich gibt es wie von jedem anderen Kind auch von ihm bereits Bilder, seit er einen Stift überhaupt halten konnte. Doch die Begeisterung und zunehmende Übung wird ihm wohl erst ab diesem Alter im Gedächtnis geblieben sein. Neben seinen hauptsächlich heimatbezogenen Gemälden unserer Landschaften und Städte, fertigt der inzwischen sehr geübte Maler aber auch Auftragsarbeiten an. Diese waren erstmalig im Jahr 2009 und seither fortwehrend in unterschiedlichen Galerien der Kulmbacher-, Kronacher- und Stadtsteinacher Gegend ausgestellt worden. Auch in Zeitungen, wie dem „Bierstädter“ beispielsweise, fand sich Nicki Lang in den letzten Jahren regelmäßig wieder.
„Wie bist du dann schließlich zu dieser professionellen Form der Malerei gekommen? Machst du das auch beruflich?“, wollte ich wissen. Für diese Frage holte Nicki ein wenig aus. Um sich an seinem Hobby orientieren zu können und doch auf etwas nicht Alltägliches zurückgreifen zu müssen, entschloss er sich damals für eine Glas- und Porzellanmalerei-Lehre in Zwiesel. Wohl eher durch Zufall ergab es sich jedoch nach seiner Lehre, dass er als Stadt- und Burgführer nun tätig ist, von wo ihn wohl auch die Meisten unter uns kennen. Ich denke mir häufig scherzhaft, dass er wohl schon nahezu den ganzen Landkreis mindestens einmal durch die Plassenburg, Gewölbekeller der Stadt und andere Hotspots geführt hat, denn wann immer ich ihn auf den Straßen bisher erlebt habe, kam er nicht umher immer wieder in nette Plaudereien mit den unterschiedlichsten Menschen zu geraten und grüßte vorbeigehende Passanten. Dennoch, sein Handwerk erklärt er bescheiden zu seinem Hobby, welches ihn neben seiner eigentlichen Arbeit mindestens genauso erfüllt.
Immer mehr Fragen drängten sich mir während unseres Gespräches auf. Leichtsinniger Weise nahm ich an unvorbereitet einen gesammelten Eindruck nach unserem Treffen niederschreiben zu können. Die Wahrheit sah jedoch so aus, dass sich mir mit einer beantworteten Frage drei neue stellten und ich nach jedem interessanten Aspekt aus Nickis Leben vergas, wo ich erneut ansetzten wollte. Doch die Neugierde, mit welchem Zubehör er seine Bilder hauptsächlich anfertigt, die blieb. Weniger überrascht notierte ich mir das Werkzeug „Spachtel“. Amüsierter schrieb ich mir allerdings auch die Zahnbürste zu meinen Notizen! Nach einem Vorbild habe ich Nicki ebenfalls gefragt. Den Namen „Giorgio Vasari“ nannte er mir. Von ihm stammt vermutlich auch der dezente Hang zu diesem leichten italienischen Touch, den man nicht nur in einem Bild und aufgrund der Farbgebung dann und wann auch bei unserem Kulmbacher Künstler vermuten könnte. Giorgio Vasari war es auch, der als Verfechter der Antiken Kunst selbst nicht nur ein Künstler war, sondern sich auch explizit mit diesem Thema nahezu wissenschaftlich beschäftigte, was uns zu dem Thema „Kunst in der Geschichte“ abschweifen ließ. Eine Leidenschaft, welche die beiden Herren unterschiedlichster Zeiten wohl teilen dachte ich mir, als ich die immer wiederkehrenden Portraits auf Nickis Kanälen bemerkte. „Berühmte“ Persönlichkeiten, bevorzugt aus dem Mittelalter, portraitiert von angesehenen Künstlern vergangener Zeit.
Nicki Lang, ein talentierter, gebildeter Mann aus unserer Mitte. Geschätzt, bekannt, bodenständig, Lehrer während der Sommerkunstwochen, Mitbegründer des Kulmbacher Kunstvereins. Durch ihn können wir einmal mehr stolz auf unser beschauliches Städtchen sein. Und wie auch ich es stets versuche, hat Nicki ebenfalls eine Möglichkeit gefunden die Schönheit Kulmbachs nicht nur zu bewahren, sondern sie auch für uns und den Rest der Welt zugänglich zu machen. Es war mir eine Freude.
** Photos by Nicki Lang **
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