Heimatliebe 

-was für ein kraftvolles Wort! Und doch verschwindet es meist eher lieblos hinter einem Hashtag. Ich hatte das Gefühl, dass hinter diesem Wort ein erneut aufkommender Trend stecken würde. Noch vor zwei Jahren schien es so zu sein, dass sich vor allem die jüngere Generation wieder vermehrt mit ihren Wurzeln auseinandersetzt. Nun steht ohnehin die ganze Welt Kopf und auch wenn man daher diesen „Trend“ schlecht bestätigen, noch verneinen kann, vermisse nicht nur ich derzeit die Solidarität untereinander sehr.

Doch was bedeutet für uns Heimatliebe? Was zeichnet diese aus? Ist es erstrebenswert den Fokus vor die eigene Haustür zu richten, oder lässt man doch lieber den Blick ins Weite schweifen? Geht nicht einfach beides ebenso?

Selbstverständlich kann nur jeder für sich diese Fragen beantworten. Im Sinne meiner Tätigkeit als „Die Kulmbloggera“, möchte ich euch allerdings in diesem Blogbeitrag meine Gedanken dazu näherbringen und Bezug auf unser Einkaufsverhalten, beziehungsweise unsere noch bestehenden Traditionsgeschäfte nehmen.

Über Wertigkeit und Glücksgefühle

Lange Zeit lockten unglaubliche Dumpingpreise und der Vorteil, in unserer fast schon antrainierten Konsumgesellschaft so viel wie möglich zu einem nahezu lächerlichen Preis zu erwerben. Mit einem Schulterzucken nahm man hin, dass der gewünschte Artikel aus dem Ausland nach zwei Wäschen einging, kaputt angeliefert wurde, oder nach kurzer Zeit wieder ersetzt werden musste. Dennoch waren die Fußgängerzonen der Städte gut gefüllt. Es entstanden Flaniermeilen mit meist mehr Restaurants und Gaststätten, als Dienstleister anderer Branchen. Nachdem sich viele Traditionsgeschäfte diesem Wandel beugen mussten und es nicht selten zu Geschäftsaufgaben kam, wurden die Rufe der Bürger wieder lauter.

Wo bekomme ich denn jetzt noch etwas gescheites her? Warum gibt es denn diesen Laden nicht mehr? Wo kann ich denn meine Fragen beantworten lassen, oder Ersatzteile bekommen? Kann man das nicht einfach reparieren lassen?

Welch ein Glück für uns, dass noch nicht alle Unternehmer aufgeben mussten. Im Laufe weiterer Jahre stellte man fest, lieber etwas mehr Geld für eine bessere Qualität in die Hand  zu nehmen und fast schien es so, als sei wieder alles beim Alten.

Was in unserer heutigen Zeit tatsächlich geschieht, ist ein erbitterter Kampf und Service, Qualität und das Überleben!

Es prallen Welten aufeinander. Mir kommt es inzwischen so vor, als erwarten die Leute, dass sie ihr geliebtes Altstadtflair genießen können, ohne etwas dafür tun zu müssen. Doch nur von dem Anspruch ein schönes Schaufenster sehen zu können, ist es keinem Geschäft möglich, zu überleben! Durch meine Aktivitäten habe ich nicht nur zu Zeiten diverser Lockdowns erfahren dürfen, welche enormen Aufwände unsere heimischen Händler auf sich genommen haben und noch immer nehmen, um einen hervorragenden Service zu bieten. Dabei spreche ich von den saisonalen Fenstern und Waren, immer wiederkehrenden Aktionen, Lieferservices, Ansichtsbestellungen, nahezu immerwährender Erreichbarkeit – teils schon über Whatsapp.

Und während niemand mehr einkauft und die Unternehmer ihre Preise erhöhen müssen, um den Einkauf und die Miete zu bezahlen, schimpfen viele weiter und erwarten ihre Vorzüge zu den Preisen des Online Versandhandels. Ein Teufelskreis tritt in Kraft, den nur das bewusste Einkaufen stoppen kann, ehe unsere Straßen von gesichtslosen Ketten überflutet werden und wir vergebens nach – ja, nach was suchen?

Nach unseren Lieblingsgeschäften, weil…

Ich nehme mich gerne wieder als Beispiel her, um den Finger nicht vorwurfsvoll gegenüber unschuldiger erheben zu müssen. Selbst kaufe ich selten für mich ein, vermehrt shoppe ich, um Geschenke für meine Liebsten zu erwerben. Es war eine Umstellung, als ich mit der Gründung meines Bloggerdaseins mit gutem Beispiel vorangehen wollte. Doch es war natürlich machbar und eine sehr dankenswerte Wendung. Die Erfahrung, auch mit einem kleinen Geldbeutel vereinzelt „das Richtige“ zu kaufen, statt wahllos den Warenkorb des Smartphones zu füllen, kam sowohl bei meinen Mitmenschen gut an, wie auch bei mir.

Ich lernte viele Geschäfte neu kennen und mit wiederkehrenden Besuchen auch deren Beschäftigte und Inhaber. Oft waren es schon die ersten „Abstecher“, die mich nicht nur von einer überwältigenden Vielfalt und Auswahl überzeugten, sondern auch von der Herzlichkeit der Leute. Es ging bereits vieles verloren, was wir als „zwischenmenschliche Interaktionen“, „Heimatbewusstsein“, oder „Solidarität“ bezeichnen. Meine Erfahrung wurde es, dass man dies bekommen kann, wenn man es denn will. Es gibt so viele positive Effekte, die mit einem Einkauf in der eigenen Stadt einhergehen.

  • Man trifft spontan alte Bekannte auf der Straße wieder.
  • Beim Überreichen des Geschenks hat man direkt eine tolle Story im Gepäck, da nicht selten ein Einzelhändler viel mehr zu dem erworbenen Produkt weiß, als es eine Artikelbeschreibung wiedergibt.
  • Man schlendert entspannt und abwechslungsreich durch die Straßen und erlebt einmal wieder etwas Neues.
  •  Beim Gespräch zwischen Käufer und Verkäufer entstehen oft kurze, aber wundervolle Gespräche und beide Parteien können ein Lächeln im Gesicht tragen.

Sind das nicht umwerfende Gründe, sich nicht nur das nächste Parfüm „zu Hause“ zu kaufen und eine Bratwurst in der Sonne zu genießen? Ich schreibe gerne von „der lebendigen Geschichte“ unserer Stadt. Mich entzückt der Mix aus alten Stadtmauern, untertunnelten Häusern und vielen weiteren Relikten früherer Tage und unserem Treiben unmittelbar an, in, oder auf diesen Stätten. Doch weder wir würden in die Stadt fahren, noch ein Tourist, gäbe es nichts weiter, als alte Stadtmauern und ein paar Cafés.