Ich musste den Geist der alten Mia rufen, da ja ihr Leib schon seit Jahren draußen im stillen Friedhof unter einer Silberbirke ruht, an dem Platze bei der Türe, den sie sich selber ausgewählt hat, und der im Sommer in lauter „blooa Lafkoy“ (blauen Levkoy) leuchtet, die sie so sehr liebte.
Ihr Geist erschien auch, aus dem Auf- und Niederwogen der Erinnerung auftauchend. Mia, fragte ich, kann ich ein neues Büchlein herausgeben, das vom Hauch Ihres Namens berührt ist? „Su gschwolln brauchnsa net deherzereden“, zahnte sie, „sogns Ses ner gleich, daß Sa mich widder nei na Blamaschkübel setzen wölln. Ich wolltner, ich könnts na Leit´na ausdeitschn, die su dumm senn und kaafn dia Biechla, daß neinaneindzig Pruzent do dinna verlogn und derstunken is“.
Das gebe ich ja zu, erwidere ich. Aber, Mia, spricht das Büchlein nicht Ihre Sprache, trägt es nicht Worte aus Ihrem Geiste und Gedanken aus Ihrer Seele? Und will es nicht der heimatlichen Mundart, und damit unserem Volkstum dienen? Ist das nicht eine Ehre für Sie? „No“, lachte sie, „Sie sen und bleibn doch der alt Schärnschleifer, der alle Fläckn und Buckel weckzeschleifn waß, daß me Ihna net bös san konn, su sehr mers manchmal san sollt. Also wenn Se´s a su dreha und schleifn, meinetwegn. Hot doch scho unner alter Kantner allewal g´sagt:
Wer sei Sproch veracht, und sei Hamet net ehrt, Der g´hört mit an Besn aufn Miest nausgekehrt.“
Melkendorf, Dezember 1934. Hans Glenk.
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