Liebevoll hat Anita Hofmann während der vergangenen Jahrzehnte Nachttöpfe aus zwei Jahrhunderten zusammengetragen. Es entstand ein außergewöhnliches Konvolut von ca. 270 Exemplaren, zu welchen die engagierte Rentnerin zahlreiche Geschichten auf Lager hat.

Doch beginnen wir von vorne. Den Kontakt zu Frau Hofmann stellte ich her, da ich an ihrer Tätigkeit als Vorsitzende für die „Selbsthilfegruppe Schlaganfallbetroffener Stadt und Landkreis Kulmbach e. V.“ interessiert war. Mein Anliegen war es, sie und ihre Gruppe als Infostand für unseren diesjährigen Gesundheitstag, welcher am 13. September auf dem Kulmbacher Markplatz stattfindet, zu gewinnen. In einem ersten Telefonat vereinbarten wir, dass ich ihr die Unterlagen der „Lebenslust Akademie Kulmbach“ per Post senden würde, um sich mit uns vertraut zu machen. In diesem Zusammenhang fügte Anita Hofmann hinzu, dass meine Post auch an das Nachttopfmuseum auf Spitze gehen könne, denn das wäre ja schließlich ihres. Ein kluger Schachzug von ihr! Zwar wusste sie nicht wer ich bin, doch ich nahm diese Gegebenheit natürlich zum Anlass, ihr die Unterlagen persönlich zu bringen und mich im Namen der Kulmbloggera vor Ort umzusehen. Sehr gerne nahm sie sich die Zeit und lotste mich durch die örtlichen Baustellen, sodass schon wenige Tage darauf unser Treffen stattfinden konnte.

Ich hatte keine Ahnung, was mich erwarten würde. Vor Ort angekommen, fand ich einen verwunschenen Garten mit ersten Ausstellungsstücken vor. Als die Besitzerin hinzukam, öffnete sie eine Tür und ich trat in ihr Museum ein. Es ist „nur“ ein Raum, doch dieser ist angerichtet mit zahlreichen Ausstellungsstücken und zeitgemäßen Elementen, welche nicht nur ihre Sammlung, sondern auch die vielen Geschichten ergänzen, welche sie auf Lager hat. Interessierte Besucher erwartet eine authentische Zeitreise. Zu Beginn, Nachttöpfe aus Porzellan, bis man in fortgeschritteneren Jahren zu Keramikwaren überging, bis hin zu Modellen aus Glas, Emaille und letztlich Plastik. Dabei erfuhr ich unter anderem, welche Varianten die Chinesen seinerzeit benutzen und wie fortschrittlich in diesem fernen Land schon damals der Abtransport verlief. Die Details zu einer solch interessanten Geschichte jedoch, die dürft ihr euch bei ihr selbst anhören 😉

Ein weitere Besonderheit, ergänzend zu den ersten, spannenden Geschichten war für mich, ein Originalbestand aus der NVA = Nationale Volksarmee. Ein umgebauter Helm eines Soldaten weißt noch seine ursprüngliche Form auf und wurde aus Mangel an Materialen entsprechend für die Notdurft umgearbeitet. Doch es sind nicht nur innerländische Raritäten in Frau Hofmanns Sammlung zu finden. Auf ihren Reisen stieß die unternehmungsfreudige Frau auf Exponate aus Belgien, England und Schweden, kurzum, die Nachttöpfe stammen von überall her. Auch bei dieser Gelegenheit hatte die leidenschaftliche Sammlerin eine großartige Geschichte zu zwei ihrer belgischen Exponate parat. Während einer Bahnreise nach Porz bei Köln, fand sie zwei Modelle auf dem Gelände einer ansässigen Glasfabrik wieder. Doch zunächst stand bei ihr nicht nur die Verwunderung über die ausländischen Nachttöpfe an einem Stand im Vordergrund, sondern auch die Bauweise der Fenstergläser auf dem gesamten Firmengelände und seiner Gebäude. Der Kreis schloss sich, als Anita Hofmann erfuhr, dass es sich um eine aus Belgien stammende Glasfirma handelte. Das erklärte nicht nur die dort gefundenen „Schmuckstücke“, sondern kurzerhand auch die Fensterbauweise auf dem Gelände. Sie erfuhr, dass es früher in Belgien eine Fenstersteuer gab, weshalb man im Vergleich zu den uns bekannten Fensterscheiben, eher schmale, rechteckige Lugen verbaute. So nahm sie nicht nur zwei außergewöhnliche Modelle, sondern eine weitere, spannende Geschichte mit nach Hause!

Zwischen den Regalen des originellen Museums befinden sich ansehnlich dekorierte Blüten und Schmuckstücke vergangener Tage, wie auch alte Postkarten und Kleidungsstücke. Dem Thema entsprechend, interessierte ich mich vor allem für die „Stehsacher“! Hosen, welche zwischen den Beinen ohne Stoff waren, sodass nicht nur Mann, sondern auch die Dame beispielsweise auf dem Feld jederzeit hat laufen lassen können. Die nächste Geschichte ließ nicht lange auf sich warten, da Frau Hofmann auf das Werk „Die Blechtrommel“ und eine entsprechende Verbindung kam – wohl, da sie meine geweiteten Augen bei der Vorstellung dieser Hosen sah.

Wer Lust auf ein kostenfreies, unverfängliches Abenteuer und eine kleine Zeitreise hat, vollgepackt mit vielen wissenswerten und belustigenden Geschichten, der sollte sich zwei Stunden Zeit nehmen und diese Eindrücke auf sich wirken lassen. Zahlreiche Exemplare aus der Gründerzeit und dem Jugendstil erwarten euch – kostenfrei. In den Monaten Mai bis September steht einer Besichtigung an Sonn- und Feiertagen von 13:00 Uhr bis 17:00 Uhr nichts im Wege, oder ihr vereinbart telefonisch einen Termin. Frau Hofmann nimmt sich sehr gerne die Zeit und freut sich über einen regen Austausch!

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Die Sammlung von Anita Hofmann

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